Ist klassisches Dating im heutigen Zeitalter überhaupt noch möglich?

Online Dating Tinder Nachteile

Ich gehe ins Internet und gebe „Partnersuche“ ein. Die Ergebnisse, die mir ausgespuckt werden sind keine Tipps, wie man den Partner fürs Leben findest oder etwa Organisationen für Blind-Dates in der eigenen Stadt, sondern Anzeigen von Online-Datingportalen. Parship, ElitePartner, LoveScout, Zoost, EDarling und wie sie alle heißen erscheinen auf der ersten Seite. Hier sitzt man dann stundenlang vor einem leeren Steckbrief, den man peu à peu mit Leben füllt und Angaben zu sich, seinem Beruf und Vorlieben macht.

Auf Tinder, einer Dating App, geht das schon einfacher. Man verbindet sein Facebook-Profil mit der App und schon wird es mit Bildern und Interessen ausgefüllt. Noch schnell einen witzigen Spruch oder die Körpergröße ergänzt und schon kann es losgehen. Das einfache Swipen nach rechts entscheidet darüber, ob zwei Menschen sich kennenlernen oder nicht. Woher weiß man, dass man bei seinem eigentlich perfekten Partner nicht ausversehen nach links, also auf Ablehnen, drückt? Richtig, gar nicht! Der Algorithmus sitzt am längeren Hebel. Er gleicht Vorlieben miteinander ab und entscheidet darüber, wer einem angezeigt wird. Damit es noch eindrücklicher wirkt: Eine App entscheidet also darüber, wen man kennenlernt oder nicht. Ist das nicht gruselig? Ich finde ja!

Ist klassisches Dating in der heutigen Zeit noch moeglich?

15 Tinder Dates und alle waren ein Reinfall

Irgendwie auch pure Ironie, dass ich meinen Freund Nicholas, mit dem ich nun seit 3,5 Jahren zusammen bin, über dieses Datingportal kennengelernt habe. Das war ein reiner Glücksgriff. Das System hat entschieden, uns zusammenzubringen, nicht wir selbst. Vor der Zeit mit Nicholas, als ich noch in Berlin lebte, war ich auf ca. 15 Tinder-Dates und eins war schlechter als das andere. Das kann doch nicht wahr sein, habe ich mir damals gedacht! Die Profile waren doch alle so vielversprechend und das Chatten hat Interesse an der Person geweckt. Bereits nach der ersten Stunde war mit dann aber klar: Das wird nichts! Die Gespräche gingen oft nicht über den Smalltalk hinaus, das Äußere war anders als auf den Bildern oder die Person hat sich ganz anders verhalten, als im Chat. Bin ich froh, dass ich mich davon nicht habe entmutigen lassen.

Vielen meiner Freundinnen ging es anders. Irgendwann verstellten sie sich so sehr, um dem gegenüber krampfhaft zu gefallen, dass sie nicht mehr sie selbst sein konnten. Dass das mit dem Daten dann nichts wird, ist ja vorprogrammiert. Dein vermeidliches Ich datet nämlich eine Person, die gar nicht dein wahres Ich kennenlernt. Eine reine Zeitverschwendung. Hinzu kommt, dass die App, vor allem für Männer, nur ein netter Zeitvertreib und Egopush ist. Wenn du 150 Matches hast, kannst du das doch gar nicht ernst meinen, fragte ich damals ein Tinder-Date, der mir aus Spaß sein Profil zeigte. „Aus Spaß“ trifft es ganz gut. Da bleibt weder die Zeit, noch die Muße, um ausführlich zu schreiben. Dass es trotzdem klappen kann, beweißt die Geschichte von Nicholas und mir, aber dennoch glaube ich, dass es immer schwieriger wird, im Netz jemanden zu finden, der es ernst meinst.

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Daher möchte ich meine zu anfangs gestellte Frage „Ist klassisches Dating im heutigen Zeitalter überhaupt noch möglich?“ ganz klar mit „JA“ beantworten. Aber wie lerne ich „Offline“ jemanden kennen?

Meine 3 Tipps, um auch abseits von Online-Portalen Männer kennenzulernen:

  1. Melde dich in einem Club/Verein an. Machst du gerne Sport? Yoga oder vielleicht sogar einen Mannschaftssport? Gehst du gerne ins Gym? Oder wolltest du schon immer mal einen Tanzkurs machen? Das ist häufig eine sehr gute Möglichkeit, um neue Leute kennenzulernen. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Männer mich im Sportstudio schon angesprochen haben.
  2. Schau den Leuten in die Augen. Immer wenn ich in der Bahn stehe fällt mir auf, dass sich die Menschen in Deutschland kaum in die Augen sehen und wenig miteinander reden. Deshalb erinnere ich mich gerne an meine Zeit in Australien zurück. Eine Bahn voller Menschen, in der keiner spricht? Unmöglich! Die Menschen sind so offen und es ergeben sich die nettesten Gespräche, ohne dass es gezwungen wird oder man nach dem ersten Satz überlegen muss, wie man die Person wieder los wird. Also habe ich einen Versuch gestartet. Den Menschen, vor allem Männern, diese eine Sekunde zu lange in die Augen geschaut. Tatsächlich hat mich daraufhin mal einer angesprochen. Also, traut euch, euren Mitmenschen in die Augen zu schauen!
  3. Auch Männer freuen sich, angesprochen zu werden. Zwar ist es üblich, dass eher die Männer die Frauen ansprechen, aber warum das Blatt nicht einfach mal wenden? Schließlich ist es doch heutzutage so, dass sich die Männer immer weniger trauen, also machen wir doch mal den ersten Schritt!

Wie steht ihr zu diesem Thema? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Love,

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