Deep Talk statt Small Talk

Deep Talk statt Small Talk

Mir geht es oft so, dass ich auf einem Event eingeladen bin und neue Menschen kennenlerne. In solchen Situationen fallen oft oberflächliche Sätze wie „Das Wetter ist heute schön, nicht wahr?“ oder „Hast du gut hergefunden?“. Ich behaupte, dass sie jeder von uns schon des Öfteren gehört hat.

Und so langsam macht mich Small Talk müde. Jeder erzählt dir, in abgewandelter Form, am Ende des Tages doch dieselbe Geschichte und die Person kennst du danach auch nicht besser als zuvor. Das ging sogar mal soweit, dass ich 2 Stunden lang Small Talk gehalten habe (bzw. musste), weil sich einfach kein gutes Gesprächsthema fand, bei dem wir tiefer in die Materie eingestiegen sind. Ich sag euch, das waren die 2 schlimmsten Stunden überhaupt. Eine richtige Zeitverschwendung. 

Wäre es nicht so viel schöner, etwas Persönliches von der Person zu erfahren, woran man bei der nächsten Konversation wieder anknüpfen kann? 

Ich freue mich immer, wenn ich Einblicke in das Leben einer anderen Person bekomme. Was ihre Ziele sind, welche Erfahrung sie nicht missen möchte oder ihre Meinung zu aktuellen politischen Themen. Das inspiriert mich. Auf den ersten Blick ist das leichter gesagt als getan, denn warum sollte dir eine „fremde“ Person solch intime Dinge anvertrauen? 

„Hallo, ich bin Laura und wollte dich fragen, was das Schönste war, das du in diesem Jahr bisher erlebt hast“ wird wohl kaum funktionieren. Aber Deep Talk ist eine Kunst, die gar nicht so schwer zu lernen ist. Es gibt jedoch ein paar Richtlinien. Hier kommen sie also: Regeln, die es beim Deep Talk zu beachten gilt:

1. Vor Deep Talk kommt (leider) Small Talk

Es ist fast unmöglich, sein Gegenüber sofort in ein tiefgründiges Gespräch zu verwickeln, wenn man sich vorher noch nie unterhalten hat. Daher ist ein Einstieg wichtig, was bedeutet an der Oberfläche zu beginnen, um ein Thema zu finden, das auch der Gegenüber spannend findet. 

2. Gut zuhören

Eine gute Methode, um eine andere Person dazu zu bringen, mehr von sich zu erzählen, ist ein guter Zuhörer zu sein. Aktiv zuhören bedeutet, sich der Person zuwenden und sich nicht vom anderen Geschehen um sich herum ablenken zu lassen. Darüber hinaus signalisiert Kopfnicken und Sätze wie „ach, echt?“, „nein, das glaub ich ja nicht!“, „erzähl mir mehr!“ oder „wow, das hört sich ja interessant an“ echtes Interesse. 

3. Nach den Leidenschaften und Träumen der Person fragen 

Dieser Tipp klappt in der Regel sehr gut, denn schließlich redet jeder gerne über seine eigenen Interessen. Folgende Fragen kannst du stellen:

  • Was ist deine Leidenschaft?
  • Was treibt dich an? 
  • Wovon träumst du schon immer, konntest es aber bisher noch nicht in die Realität umsetzen? 
  • Welche besondere Erfahrung, die du gemacht hast, möchtest du nicht missen?

Ist man erst einmal an dem Punkt angekommen, an dem dir dein Gegenüber von seinen Träumen und Wünschen erzählt, dann seid ihr schon mitten im Deep Talk. 

4. Interesse an den Macken der Person zeigen 

Dazu gibt es eine lustige Background-Story: Als ich in Sydney gelebt habe, habe ich mir eines Tages gedacht, dass es doch super interessant wäre, zu erfahren, welche Macken und Ticks andere Menschen zu haben. Ich habe also eine Umfrage erstellt, Zettel mit der URL zum Abreißen ausgedruckt und an Ampelpfosten geklebt. Ich habe jeden Tag geschaut, ob schon Leute bei der Umfrage teilgenommen haben. Kurz danach bin ich wieder nach Deutschland geflogen und habe das Thema aus den Augen verloren. Darüber bin ich noch heute traurig. 

Zurück zum Thema. Zwar ist es schön, Gemeinsamkeiten mit seinem Gesprächspartner zu entdecken, aber sich durch bestimmte Merkmale von der Masse abheben, macht jeden einzigartig. Folgende Fragen kannst du stellen:

  • Hast du eine lustige Macke oder einen Tick?
  • Gibt es etwas Besonderes über dich, was viele nicht wissen?

5. Persönliches mit dem Gegenüber teilen 

Selbstoffenbarung zeigt Verwundbarkeit und öffnet die Tür zu tieferen Gesprächen. Wenn du eine persönliche Geschichte mit jemandem teilst, wird dein Gegenüber dem Beispiel hoffentlich folgen und ist offen auch etwas Privates/ Persönliches zu erzählen. Achte aber auch darauf, nur ausgewählte Geschichten zu erzählen. Ich habe einmal den Fehler gemacht und eine zu private Story erzählt, die die andere Person zwar nicht weitererzählt hat, aber ich noch 2 Tage danach ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich zu viel von mir preisgegeben habe. 

Ich hoffe ich konnte euch wertvolle Tipps mitgeben und freue mich auf eure Gedanken zu dem Thema. 

Love,  

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