Interview mit meinen Omas zum Thema Beziehung

Wie steht die Nachkriegsgeneration eigentlich zum Thema Online-Dating, Sex beim ersten Date und Beziehungskrach? Ich habe meine beiden Omas (80 und 74) befragt und konnte ihnen einige lustige und spannende Antworten entlocken.

Was hälst du von Online-Dating?

Oma C.: „Von Online-Dating halte ich gar nichts. Wenn ich mir die Geschichten anhöre, die im Fernsehen gezeigt werden, dann bin ich wirklich sprachlos. Getürkte Bilder, gefälschtes Alter und was noch so alles. Für mich wäre dieses „sich vorher nicht persönlich sehen“, sondern nur über dieses Online viel zu gefährlich. Da bin ich ein absoluter Gegner davon.“

Oma K.: „Ich persönlich würde es nicht machen. Aber es ist sicher auch eine Generationsgeschichte. In meinem Alter macht das keiner, aber für Menschen, die busy sind und nicht viel Zeit haben, sich viel in Bars, Cafés und Clubs aufzuhalten finde ich das Online Dating sehr gut.“

Wieso halten Beziehungen/Ehen heutzutage nicht mehr so lange wie früher?

Oma C.: „Heutzutage ist es einfacher sich zu trennen, weil jeder sein eigenes Geld verdient und nicht an den Mann gebunden ist. In meiner Generation war es so, dass ich nicht hätte weiterarbeiten können, da es keine Kitas gab und ich die Kinder ja nicht alleine zuhause lassen konnte. Frauen, die sich in meinem Alter haben scheiden lassen, hatten es schwer. Daher bin ich bei meinem Mann geblieben, auch wenn es nicht immer eine glückliche Ehe gewesen ist.“

Oma K.: „Ich glaube weil die Frauen selbstständiger sind. Früher herrschte das klassische Rollenprogramm. Der Mann war arbeiten und die Frauen war zuhause bei den Kindern. Aber wusstest du, dass es bewiesen ist, dass Frauen ein Universitätsstudium tendenziell schneller abschließen als Männer? Ich denke, dass die Frauen heutzutage wissen, welchen Wert sie haben und sich mehr trauen als früher.“

Was hast du mit deinem Mann bei Ehe-Problemen gemacht?

Oma C.: „Nichts (lacht). Er wollte nicht, hätte niemals eine Eheberatung gemacht. Freunde von uns, die mal zu Besuch gewesen sind, haben sich damals mit meinem Mann unterhalten. Das Fazit: Sie hat zu mir gesagt, dass er einfach nicht mit sich reden lässt. Ich denke, dass die Männer die Frauen damals nicht als gleichwertigen Partner empfunden haben.“

Oma K.: „Das war bei uns immer sehr schwierig. Wir haben nie gestritten, weil wenn ich streiten wollte, dann ist mein Mann einfach weggegangen. Er ist spazieren gegangen oder weggefahren. Die Generation damals hat Probleme unter den Teppich gekehrt und es totgeschwiegen.“

Was hälst du von Sex beim ersten Date?

Oma C.: „Das geht gar nicht. Bei meinem ersten Date mit Männern hatte ich eine bestimmte Strategie. Ich bin zu allererst mit ihnen essen gegangen und wenn sie nicht mit Messer und Gabel umgehen konnten, dann gab es kein zweites Date. Darüber hinaus wäre das damals gar nicht gegangen, bei einem Mann zu schlafen, solange man noch bei den Eltern wohnte. Mein erster Freund hieß Heiko und obwohl wir zusammen waren, durfte ich, wenn ich ihn besucht habe, nur in sein Zimmer, wenn seine Mutter mitgegangen ist. Meistens haben wir uns im Kino, in der Tanzschule oder auf Geburtstagen getroffen und Händchen gehalten. Sagen wir so, als ich mit 21 Jahren nach München gezogen bin, war ich noch Jungfrau.“

Oma K.: „Das habe ich nie gemacht! Bevor ich nach Frankreich ging mit 18 hatte ich nie Sex. Ich musste immer abends um 22 Uhr zuhause sein, da gab es keine Ausnahmen. Außerdem habe das ehrlich gesagt nie gemerkt, wenn ein Mann mich gut fand. Da gab es einen ganz lustigen Moment. Auf der Messe in München, auf der ich mal gearbeitet habe, habe ich mich länger mit einem jungen Mann unterhalten. Wir wohnten beide im bayrischen Hof und er hat mich gefragt, ob ich noch mit auf sein Zimmer kommen mag, um den Termin für den nächsten Tag vorzubereiten. Also hab ich ja gesagt. Schließlich habe ich mir dabei nichts gedacht. Dann bin ich da hin und der Typ hatte tatsächlich Kerzen angemacht. Das war gar nicht meins und ich bin direkt wieder gegangen.“

Was sind deine Tipps für eine gute bzw. funktionierende Beziehung?

Oma C.: „Reden, Reden, Reden. Über Probleme und Gegensätze reden. Ich halte es auch gar nicht immer für richtig, wenn beide das selbe Hobby haben. Es ist doch schön, auch noch sein eigenes Leben neben der Beziehung/ der Ehe zu haben und sich darüber abends unterhalten zu können. So kann jeder seine Erfahrung mit dem anderen teilen, was die Beziehung sehr bereichern kann.“

Oma K.: „Das Wichtigste ist Ehrlichkeit, Offenheit, Vertrauen und definitiv gleiche Interessen zu haben. Das schweißt zusammen. Am allerwichtigsten finde ich aber, nicht die gleiche Klobrille zu teilen. Das bedeutet, dem anderen auch mal seinen Freiraum lassen. Sonst ist das der Tod einer jeden Beziehung.“

Hast du ein persönliches Geheimnis, um lange glücklich zu sein?

Oma C.: „Ja! Das was ich selber will, auch tun. Sich von anderen vorschreiben zu lassen, was du zu tun und zu lassen hast, ist nicht gut für den Mensch. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wie gerne wäre ich Krankenschwester geworden, aber mein Vater hat es mir damals nicht erlaubt. Oder das mit der Scheidung, das hat mir niemand geraten. Aber ich habe herausgefunden, dass mir die Ehe nicht gut tut und dann meine Konsequenzen gezogen.“

Oma K.: „Mein persönliches Geheimnis ist jeden Tag bewusst zu genießen. Ich stelle mir vor, was Schönes passieren kann und das macht mich glücklich. Für mich war das jetzt zum Beispiel die Jahreshauptversammlung von meinem Verein. Ich brauche Highlights und kann nicht einfach in den Tag hineinleben. Es macht mich glücklich, wenn ich von außen auch die Bestätigung für meine Arbeit bekomme. Was mich auch sehr glücklich macht, ist andere glücklich zu machen. Neulich habe ich einer Frau aus unserem Club einen Blumenstrauß geschenkt, weil sie gute Arbeit gemacht hat. Sie hat sich so sehr gefreut, das war schön.“

Wie stehst du zum Thema offene Beziehung/ Fernbeziehung?

Oma C.: „Von offenen Beziehungen halte ich gar nichts, weil es früher gar kein Thema gewesen ist. Du bist ja nicht mal aufgeklärt worden. Ich habe mit 18 Jahren immernoch gedacht, dass ich schwanger werden kann, wenn ein Mann mich küsst. Bezüglich der Fernbeziehung denke ich, dass das gut gehen kann, muss aber auch nicht. Das kann ich mir nur für den Anfang vorstellen, wenn sich die Beziehung dann verfestigt, dann würde ich schon mit dem anderen zusammenziehen wollen. Das ist sonst nicht der Sinn einer Partnerschaft.“

Oma K.: „Eine Fernbeziehung ist ganz, ganz schwierig. Da muss die Beziehung zu 100% stimmen. Denn die Zeit, die man zusammen hat, wird man versuchen ohne Konfrontation und nervige Themen zu verbringen, weil man happy sein will. Wenn es eine Fernbeziehung sein muss, dann muss sie absehbar sein. Das funktioniert mal 1-2 Jahre, aber auf lange Sicht nicht. Eine offene Beziehung wurde ich dagegen strickt ablehenen, weil ich finde, dass man sich nur auf eine Person konzentrieren kann. Alle anderen Gefühle sind nur schnelllebig und kurzfristig, das macht doch nicht glücklich?“

Was war deine lustigste Männerstory?

Oma K.: „Ich hab mich ausversehen mal mit zwei Männern gleichzeitig verabredet (lacht). Auf einer Journalistenreise war ich zwei Tage im Hotel. Mit einem Freund hatte ich mich für den ersten Abend im Hotel-Restaurant verabredet. Mit einem anderen Freund, der damals einen Morgan (britischer Sportwagen) fuhr, habe ich telefoniert und wohl missverstanden, dass er auch abends ins Hotel kommen möchte, um mich zu sehen. Ich habe verstanden, dass er mich mit seinem Morgan am morgigen Tag abholen wollte. Plötzlich standen beide im Foyer und ich wusste gar nicht, was ich jetzt machen soll. Wir haben dann zu dritt zu Abend gegessen und es war zum Glück trotzdem ein lustiger Abend.“

Love,

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