Schatz, wir haben eine Krise!

Ich träume mich gerade an einen fernen Ort, an dem es ruhig ist und ich nichts außer das Meeresrauschen höre und die warme Sonne auf meiner Haut spüre. Aber da bin ich nicht. Ich stehe in der neuen Wohnung im Wohnzimmer und streite mit Nicholas. Es ist dunkel draußen und die Laune ist im Keller.

Wir streiten in letzter Zeit viel. Viel mehr als sonst. Das ist hauptsächlich dem Umzug geschuldet. Bereits eine Woche vor dem eigentlichen Umzug beginnen wir und fahren abends immer wieder Kisten in die neue Wohnung. Das ist kräftezehrend. Ich fühle mich, als wäre ich homeless. Das Herz schlägt irgendwo im Nirgendwo zwischen der alten und der neuen Wohnung. Als der eigentliche Umzugstag ansteht, haben wir noch keinen Transporter, die Umzugskisten reichen nicht und wir müssen parallel noch ein großes Projekt für einen neuen Kunden shooten. Wie immer haben wir uns zu viel vorgenommen. „Ach, das schaffen wir schon“, haben wir uns gesagt. Jetzt müssen wir da durch. Absagen geht nicht.

Organisationsfanatiker trifft auf Spontandenker

Ein Glück, dass wir eine Stunde bevor unsere Helfer kommen, dann doch einen Transporter haben. Ich wäre es anders angegangen. Hätte zwei oder drei Tage vorher einen Wagen reserviert, der dann morgens nur noch abgeholt werden muss. Aber es stand auf Nicholas‘ To-Do-Liste und der geht die Dinge meist anders an als ich. In dem Fall hat er noch schnell morgens bei Sixt Share einen Wagen geliehen. Ja, das hat uns Geld gespart, aber mir viele Nerven geraubt. Vielleicht muss auch ich lernen, lockerer zu werden, aber es fällt mir unheimlich schwer.

Was mir dagegen nicht schwer fällt ist es, Dinge loszuwerden. Dinge, die ich lange nicht mehr benutzt habe oder die nicht zum Stil der neuen Wohnung passen, werden aussortiert. Nicholas guckt mich dann meist ganz ungläubig an und fragt mich, ob das mein Ernst sei. Schließlich habe ich das Ding erst vor kurzem gekauft und für schön empfunden. Ja, jetzt finde ich es aber nicht mehr schön, denke ich mir. Ich liebe Veränderung und habe daher kein Problem, Sachen wegzugeben. Nicholas ist das genaue Gegenteil. Wenn es nach ihm ginge, dann würden wir alle Sachen behalten, in den Keller stellen und aufheben. „Irgendwann können wir das sicher nochmal gebrauchen“ ist der Standardspruch. Ich denke ich kann Sachen gut weggeben, weil ich in meinen 2,5 Jahren Studium alle paar Monate umgezogen bin. Da musste ich immer wieder ganz stark reduzieren und aussortieren.

Ich wohne in meiner Traumwohnung, aber die To-Do-Liste ist unendlich lang

Mittlerweile wohnen wir schon ein paar Tage in der neuen Wohnung. Sie ist wunderschön und ich habe schon so oft geweint, weil ich das Gefühl habe, endlich angekommen zu sein. Die alte Wohnung war ein guter Anfang, aber einfach zu klein, zu dunkel und nicht schön eingerichtet. Ich möchte nie wieder in einer Wohnung wohnen, die so dunkel ist. Das hat mich manchmal echt depressiv gemacht. Die neue Wohnung ist schön hell, hat viele Fenster und ist geräumig. Hach, ich liebe es hier!

Und am liebsten würde ich alles gleich und sofort neu einrichten. Die To-Do-Liste ist lang: Den Keller sortieren, einen neuen Blumentopf für den chinesischen Geldbaum in der Küche kaufen. Dann den TV an der Wand montieren, eine Kleiderstange für den Flur und den Baum im Garten vom Efeu befreien. Nicholas sagt ich soll mir Zeit nehmen, um in der neuen Wohnung anzukommen und die Sachen peu à peu abarbeiten. Nicht alles auf einmal. Puuuh, das fällt mir so schwer! Ist das ein Frauending? Den Gesprächen mit meinen Freundinnen zu urteilen ja! Wir Frauen wollen es schön haben, direkt alles einrichten und viel bestellen. Die Männer sind von der gemütlicheren Fraktion. Warum alles gleich machen? Es ist doch viel schöner, sich Zeit zu nehmen und die Dinge nach und nach anzugehen.

Zusammenraufen

Wir haben uns emotional voneinander entfernt. Ich bin schon sauer, bevor er nach Hause kommt. Und er hat eigentlich gar keine Lust mehr nach Hause zu kommen. So kann es nicht weitergehen. Also haben wir uns letztes Wochenende am Frühstückstisch zusammengesetzt und uns ausgesprochen. Die „Ich wünsche mir von dir“-Methode klappt richtig gut. Sie ist besser als das übliche „Du machst immer dass…, aber eigentlich möchte ich, dass du dass…“. Wir haben jetzt zwei gemeinsame Apps. Eine shared To-Do-Liste und einen gemeinsamen Kalender. So hat Nicholas alles, was ansteht, besser im Kopf. Ich dagegen arbeite an meinem Perfektionismus und versuche, die Dinge langsamer anzugehen und nicht gleich in Panik zu verfallen, wenn die To-Do-Liste nicht an einem Tag erledigt wird. Meine wirren Gedanken aufzuschreiben hat auch schon richtig gut geholfen. Jetzt kann ich in den Start starten. Habt einen schönen Donnerstag.

Love,

Laura Herz Logo

4 Kommentare zu „Schatz, wir haben eine Krise!

    1. Ich denke auch, dass es das A und O ist einfach darüber zu reden. Dann findet man in der Regel auch eine Lösung dafür 🙂 LG

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