Ich gehe gerne im Bio-Supermarkt einkaufen. Besonders oft greife ich zu Produkten, auf denen ein Siegel, wie Demeter, drauf ist. Als ich mich neulich mal gefragt habe, was die Siegel eigentlich bedeuten, musste ich feststellen, dass ich’s gar nicht weiß. Ich kaufe die Produkte nur, weil ich mich auf die Vertrauenswürdigkeit des Siegels verlasse.
„Das wird schon ökologisch richtig angebaut und verarbeitet sein“, hab ich mir immer gedacht. Ob das so stimmt, weiß ich gar nicht. Deshalb wage ich mich jetzt hinein: In den großen Dschungel der Biosiegel. Aufgesplittert nach Anbau, Tierhaltung, Verarbeitung, Kritik und Fazit beleuchte ich nun die wichtigsten deutschen Lebensmittelsiegel. Allen voran: Demeter. Es ist der älteste Bio-Anbauverband Deutschlands, und besteht seit 1924. Die Demeter-Landwirte bewirtschaften ihre Felder biodynamisch.
Was heißt „biodynamische Landwirtschaft“?
In einer biodynamischen Landwirtschaft wird der Hof als geschlossener Kreislauf gesehen: Der Landwirt hält so viele Tiere wie er mit seinem Land ernähren kann. Deren Mist im Zusammenspiel mit den biodynamischen Präparaten aus verschiedenen Heilpflanzen sorgt für eine hohe Bodenfruchtbarkeit, die wiederum beste Lebensmittel für den Menschen hervorbringt. In dem gesamten Herstellungsprozess wird auf den Umwelt- und Ressourcenschutz geachtet.
Zu den Hauptkriterien, die das Siegel definieren zählen zudem:
- Das Demeter-Siegel wird nur dann vergeben, wenn ein Produkt mindestens 95% Bio- und 90% Demeter-Rohstoffe enthält
- Die Gesamtbetriebsumstellung muss nach 5 Jahren abgeschlossen sein
- Die Betriebe werden mindestens einmal jährlich durch staatlich anerkannte, unabhängige Kontrollstellen geprüft. Zusätzlich müssen die Betriebe jährlich an Betriebs-Entwicklungsgesprächen teilnehmen
Anbau

- Der Boden darf nicht ganzjährig ohne Bewuchs oder natürliche Bedeckung sein. Jeder Betrieb muss Engagement zeigen, die Biodiversität des Betriebes zu pflegen
- Es ist kein Einsatz von synthetischem Dünger erlaubt
- Es sind keine chemischen Pflanzenschutzmittel erlaubt
Tierhaltung

- Zulässiger Tierbesatz: 140 Legehennen, 280 Masthühner, 10 Mastschweine und 2 Milchkühe pro ha und Jahr
- Allen Nutztieren muss Auslauf und/oder Weidegang gewährt werden
- Zähnekneifen, Zähneschleifen, Nasenringe und Nasenkrampen zum Verhindern der Wühltätigkeit, Schnäbel stutzen und touchieren, Kastration ohne Betäubung und/oder Schmerzmittel sowie Kuhtrainer sind nicht zugelassen
- Das Enthornen von Tieren ist nicht zugelassen. Genetisch hornlose Tiere in der Rindviehhaltung sind nicht erlaubt
- Alle Tiere müssen mit 100% Biofutter gefüttert werden, 2/3 des Futters müssen Demeter sein, bei Wiederkäuern muss der Demeter-Anteil bei 80% liegen. Mindestens 50% des Futters muss vom eigenen Betrieb oder regionalen Kooperation kommen
- Das Halten männlicher Tiere muss für eine natürliche Fortpflanzung angestrebt werden
- Bei Tiertransporten und beim Schlachten ist, wo immer möglich, für eine Begleitung und einen stressfreien Ablauf für die Tiere zu sorgen
- Tiertransport soll 4 Stunden nicht überschreiten. Wenn kein Schlachthof, der den Demeter-Richtlinien entspricht, in der Nähe ist, kann Transport auch länger sein
- Einzelne Tiere (Rinder, Schafe, Ziegen und Zuchtschweine, bei Mastschweinen und Geflügel darf die gesamte erkrankte Gruppe behandelt werden) dürfen maximal drei Antibiotika-Behandlungen pro Jahr erhalten. Tiere mit einer Lebensdauer von weniger als einem Jahr dürfen nur eine Behandlung erhalten. Der Einsatz von Antibiotika darf nicht prophylaktisch, nur in Notfällen und nur unter Aufsicht eines Tierarztes erfolgen
- Die Geschlechtserkennung im Ei ist als Selektionsmethode bei Geflügel nicht zugelassen
Verarbeitung und Zulassung

- Die Milch darf nicht homogenisiert werden
- Demeter Produkte dürfen ausschließlich mit echten Extrakten aromatisiert werden
- Es sind nur 21 Zusatzstoffe zugelassen (Beim EU-Biosiegel sind es 53)
- Die Basis für die Demeter-Zulassung eines jeden Produkts ist eine gültige Bio-Zulassung
Kritik
Kritik an den Kriterien und der Glaubwürdigkeit des demeter-Siegels gibt es nicht. Lediglich die Art der Landwirtschaft – biodynamisch im Einklang mit der Natur und dem Kosmos – wird von einigen Menschen belächelt. Ein Kuhhorn mit Mist zu füllen und über den Winter in der Erde zu vergraben, damit die Kräfte der Himmelskörper Saturn, Jupiter, Mars und Merkur wirken können, hört sich zugegebenermaßen auch etwas skurril an.
Fazit
Demeter ist die nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung und geht weit über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinaus. Die Produkte, die mit dem Siegel gekennzeichnet sind, können bedenkenlos gekauft werden.
Meine Quellen:
- https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_gesamt.pdf
- https://www.natureandmore.com/de/all-about-organic/was-heisst-biologisch-dynamisch
- https://www.sannmann.com/gaertnerei/biologisch-dynamischer_anbau.html
- https://www.stern.de/neon/wilde-welt/politik-kosmisch-oder-komisch–7183004.html
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