Jobportrait: Hebamme

Jobportrait Hebamme

Es gibt viele interessante Berufe, über die ich unbedingt mehr wissen möchte. In dieser Serie lasse ich Follower aus meiner Community zu Wort kommen, die den jeweiligen Job ausüben. Heute kommt das erste Jobportrait einer Hebamme. Julia erzählt uns von ihrem Berufsalltag, welche Ausbildung sie gemacht hat und was das Schwierige an ihrem Beruf ist.

Liebe Julia, erzähl mal ein bisschen von deinem Beruf als Hebamme

„Ich finde den Beruf so schön, weil er so unglaublich vielseitig und facettenreich ist. Wir sind ab Beginn des positiven Schwangerschaftstests mit den Schwangeren in Kontakt. Wir können dabei zusehen, wie das Baby im Bauch gedeiht und welche Veränderungen bei der Frau stattfinden – ob körperlich oder emotional. Unser Privileg ist es außerdem, bei der Geburt dabei sein zu dürfen, weil ein Arzt ohne Hebamme keine Geburt durchführen darf.“

Was liebst du an deinem Beruf?

„Ich liebe, dass wir Hebammen sehr viel Wertschätzung von den Frauen bekommen. Das motiviert mich, sie daran zu bestätigen, dass es genau so richtig ist, wie es ist und sie die beste Mama für ihr Baby sein werden. Das macht mir große Freude und erfüllt mein Herz. Und ich denke, dass die Frauen davon auch ganz viel zehren können, wenn eine Fachfrau vorbeikommt und sie nicht ganz viel unterschiedliche Meinungen hören oder lesen müssen.“

Welche Ausbildung braucht man, um den Beruf ausüben zu können? 

„Als ich die Ausbildung gemacht habe, gab es hauptsächlich das duale Ausbildungsmodell – sprich eine bestimmte Anzahl an Praxis- und Theoriestunden, welche im Blockunterricht stattgefunden haben. Mein Abschluss ist ein Staatsexamen gewesen, sowohl praktisch als auch mündlich. Praktisch in den Bereichen Schwangerenbetreuung, Geburt und Wochenbett-Betreuung. Um für das Examen zugelassen zu werden, musste ich bestimmte Punkte in den verschiedenen Gebieten erlangen. Die nun verbreitete „Ausbildung“ ist ein Studium, damit kenne ich mich aber nicht aus. Es ist aber immer der Beruf der Hebamme, der dabei gelernt wird.“ 

Wie viele Geburten hast du schon begleitet?

„Ich habe nur innerhalb meiner Ausbildung Geburten begleitet. Das waren etwa 60-70. Das System und die fehlende 1:1 Betreuung innerhalb des Krankenhauses haben mir nicht zusagt. Außerklinische Geburtshilfe ließ sich für mich und mein Privatleben leider nicht vereinen, weshalb ich leider ohne Geburtshilfe arbeite.“

Bist du selbstständig oder arbeitest du in einem Geburtshaus/ einer Klinik? 

„Aktuell bin ich in Elternzeit und mir fehlt es an nichts.“

Das Schwierigste an deinem Job

„Das Schwierigste sind unsere berufspolitischen Bedingungen. Wir erhalten leider nicht die Würdigung, welche uns zusteht. Sprich Bedingungen, unter diesen unsere Leidenschaft und Hingabe geschätzt wird – finanziell und bürokratisch werden uns immer mehr Hürden auferlegt, was die Ausübung dieses wunderbaren Hebammenhandwerks unnötig erschwert. Aufgrund dessen bleiben die meisten Hebammen im Durchschnitt nur 5 Jahre und wechseln dann den Job.“

Das Schönste an deinem Job

„Das Schönste ist für mich definitiv das immer wieder neue Kennenlernen der individuellen Familien. Dadurch bleibt für mich mein Job so super spannend. Ganz im Fokus liegt dabei natürlich das Leben des neuen Menschlein, wobei die Mütter und Väter ja ebenfalls eine neue Lebensweise erfahren dürfen. Ich liebe die Überraschungen im Sinne von: Welche Persönlichkeit steckt hinter der ersten Kontaktaufnahme? Wie ist das persönliche Kennenlernen? Aber auch das Körperliche mag ich sehr, sei es die Schwangere am Bauch zu berühren oder die Babys zu wiegen, gedeihen zu sehen ebenso wie auch im Wochenbett mit der Mutter Rückbildungsübungen durchzuführen. Die Entwicklung auf der kompletten Ebene begleiten zu können macht mich total glücklich. Und die Geburtsvorbereitungskurse, sowie die Schwangerenvorsorge, ja auch Blutabnehmen all das macht mir total Spaß! Im Vordergrund steht wie ihr merkt, der Kontakt zu allen Seiten.“

Julia Weinert HebammeJulia Weinert Hebamme

Was ist eine große Herausforderung an dem Job?

„Für mich persönlich mich abzugrenzen, denn die jungen Mütter sind oft so sympathisch, sodass ich sie am liebsten länger begleiten würde.“

Gibt es einen typischen Tagesablauf und wie sieht der aus?

„Mein Tagesablauf bevor ich Mutter wurde war von mir selbst strukturiert. Somit bin ich am liebsten gegen 8:15 Uhr los und war dann um halb neun bei dem ersten Hausbesuch oder beim Frauenarzt zur Vorsorge. Circa acht Hausbesuche habe ich pro Tag gemacht und mein Handy war von 8-18 Uhr geschaltet. Nach meiner Tour haben gegebenenfalls Kontakte sowieso Papierkram auf mich gewartet.“

Gibt es Vorurteile zum Beruf Hebamme?

„Eigentlich nicht wirklich. Eine Sache ist mir aber wichtig zu sagen: Man sollte sich nicht (nur) für die Ausbildung entscheiden, weil man Babys süß findet. In der Zeit der Ausbildung muss man sich ein großes medizinisch Fachwissen aneignen und die Anatomie oder Krankheitslehre sehr gut verstehen, um den Frauen professionelll helfen zu können. Dazu ist die Ausbildung an sich meist mit einem unvorstellbar rauen Ton begleitet.“

Ihr findet Julia auf Instagram unter dem Namen juu_lila und könnt auch in meinem Highlight „Berufe“ vorbeischauen. Den nächsten Beruf, den ich dort porträtiere ist der einer Bio-Landwirtin.

Love,

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